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Catharina Daum

Lohnfertiger setzt auf Digitalisierung

V or 100 Jahren war die Welt noch eine andere. Gefinal gab es damals schon. Ernst Hildebrandt legte den Grundstein, Enkel Ingo führt das Unternehmen mittlerweile in dritter Generation. Vieles ist gleich geblieben, aber um wirklich erfolgreich zu bleiben, musste er auch einiges verändern. Warum ein Hochregallager der Startschuss für die Zukunft war und was Kreativität mit Erfolg zu tun hat.

Ende Juni feierte Ingo Hildebrandt anlässlich des 100-jährigen Firmenjubiläums nicht nur ein-, sondern gleich zweimal. Grund dazu hat er: Sein Unternehmen Gefinal läuft gut. Und das seit einem Jahrhundert. Um mit neuen Herausforderungen und Technologien Schritt zu halten, bewies der 44-Jährige immer wieder Kreativität – besonders, wenn es darum ging, spezielle Lösungen für seine Kunden zu erarbeiten.

Gefinal entwickelt Angebot stetig weiter

Begonnen hat alles ganz klassisch. Gefinal fertigte Produkte für den Maschinenbau und konzentrierte sich auf Edelstahl. „Davon haben wir uns gelöst. Heute bearbeiten wir zusätzlich Messing, Kupfer und Titan. Besonders viele Kunden stammen mittlerweile aus der Medizin- und der Lebensmittelbranche.“ Vom Wurstportionierer bis hin zu mit Palladium beschichteten Streckmetallen aus Titan für Smartphone Displays ist alles dabei. Gefinal bietet jede Stückzahl an, von Losgröße 1 bis 100.000. An jeder Ecke kann man etwas Neues entdecken. Zum Beispiel Caravan Schlafdächer, die so nur Gefinal herstellt: „Wir haben einen Kniff entwickelt, den sonst keiner beherrscht. Das ist unser Alleinstellungsmerkmal“, sagt Hildebrandt. Was genau das Geheimnis des Produkts ist, möchte er nicht verraten, sagt nur so viel: „Das war eine echte Tüftleraufgabe. Wir mussten ganz neu denken und kreativ werden.“ Was ihn antreibt? Der Hesse möchte Dinge schaffen, die andere für unmöglich halten. Hildebrandt und sein Team haben keine Berührungsängste. „Wenn ein Kunde neue Anforderungen hat, wechseln wir einfach die Fertigungstechnologie.“ Das Unternehmen sieht sich als Gesamtanbieter und schreckt auch vor anspruchsvollen Aufgaben nicht zurück. Bis hin zu Ladenbauelementen oder Designer-Lampen hat Gefinal alles im Portfolio. Sogar ungewöhnliche Services wie die Reinigung von Blechteilen.

Faszination Blech und Familienzusammenhalt

Der Erfolg gibt Ingo Hildebrandt Recht. Der Weg dorthin war jedoch nicht immer einfach. Der 44-Jährige arbeitete nach seiner Lehre zum Konstruktionsmechaniker ein Jahr lang im Familienbetrieb mit, bevor er 2001 in die Geschäftsführung wechselte. Oder besser gesagt, wechseln musste: „Mein Vater war sehr krank und ich mit Mitte 20 auf einmal Chef. Ich hatte es nicht leicht und musste mir meine Sporen verdienen.“ Die Erfahrungen, die er im ersten Jahr an der Spitze gesammelt hat, haben ihn darin bestärkt, die Firma weiterzuentwickeln. Gefinal sollte mehr und vor allem kreativere Produkte herstellen. Weg von der klassischen Blechfertigung, hin zum Systemdienstleister. „Die Faszination Blech hat mich schon während meiner Lehre gepackt“, sagt Hildebrandt.

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In guten wie in schweren Zeiten: Das Ehepaar hat gemeinsam viel aufgebaut. Redwana Hildebrandt ist Ingos wichtigste Beraterin

 – Christian Mader
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Die nächste Generation: Neffe Andy steht schon in den Startlöchern. Er und Ingo Hildebrandt teilen gemeinsame Hobbys und sind sehr gute Freunde.

 

 

 – Christian Mader
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Das Logo der Firma hat sich in den vergangenen 100 Jahren verändert. 

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Der Name ist geblieben. Er steht für „Gesellschaft für industrielle Anlagen“.

 

 

 – Christian Mader

Daran hat sich in den vergangenen acht Jahren nichts geändert. Im Gegenteil. Heute weiß der dreifache Vater noch genauer, was er will. Seine Familie unterstützt ihn dabei: Ehefrau Redwana und auch seine Schwester Ines stehen ihm zur Seite. „Wir haben ein sehr vertrauensvolles Verhältnis. Das ermöglicht es mir, auch mal ungewöhnliche Schritte zu gehen und Produkte ins Portfolio aufzunehmen, bei denen andere nur den Kopf schütteln.“ Seine Ehefrau ist weit mehr als nur die gute Seele der Firma. Als gelernte Betriebswirtin unterstützt sie ihren Mann und verantwortet unter anderem den Personalbereich. Und die nächste Generation steht mit Neffe Andy schon in den Startlöchern. Der 26-Jährige ist nach dem Studium bei Gefinal eingestiegen und Onkel Ingo stolz auf ihn.

Gefinal setzt auf Digitalisierung

Als Ingo Hildebrandt in das väterliche Unternehmen einstieg, mussten er und das Team Aufträge noch per Hand kalkulieren, mit Stift und Papier. Er setzte sich dafür ein, dass die Prozesse digitalisiert werden. Gefinal hat mittlerweile 100 Mitarbeiter, 2001 waren es gerade einmal 23. „Wir sind in den letzten Jahren stark gewachsen, aber jetzt möchten wir etwas entschleunigen und uns darauf konzentrieren, unseren Kunden ein noch breiteres Portfolio zu bieten. Produkte, die unsere Kreativität und Expertise fordern“, erklärt der Geschäftsführer. Ihm ist es wichtig, seine Mitarbeiter persönlich zu kennen und sie zu fördern. Nur so könne Gefinal erfolgreich bleiben und den Kunden ein Komplettpaket anbieten. Und dafür setzt sich Hildebrandt mit voller Leidenschaft ein.

Das beweist auch die folgende Geschichte, die er gerne erzählt: „Die deutsche Version des Samsung-Sprachassistenten ‚Bixby’ kam letztes Jahr auf den Markt. Auf dem IFA-Messestand stellte ihn das südkoreanische Unternehmen in einer schalldichten Einhausung vor. Entwickler und Konstrukteure von Gefinal und Samsung haben wochenlang zusammengearbeitet, um das bestmögliche Ergebnis zu liefern. Der Clou an der Säule aus Stahlblech war schließlich ein spezieller Akustik-Dämmstoff, den Gefinal im Anschluss an die Lackierung angebracht hat. „Das Projekt war bezeichnend für meine Mitarbeiter. Sie sind richtige Workaholics – und zwar im positiven Sinne. Wenn etwas neu ist oder besonders schwierig, dann blühen sie richtig auf und wollen sich beweisen.“ So war es auch beim Schweißen mit dem Roboter: „Das war damals eine Technologie, mit der sich nur wenige auskannten. Wir haben uns davon nicht einschüchtern lassen.“ Im Gegenteil: Hildebrandts Mitarbeiter haben Vorrichtungen für Bauteile, die keine Toleranzen aufweisen, selbst hergestellt. Eine echte Herausforderung. Das Laserschweißen ist bei Lohnfertigern immer noch eine Seltenheit. Gefinal hat sogar schon das nächste Ass im Ärmel: Laserhandschweißen mit einem Punktlaser. Statt mit einem Roboter, wird dabei per Hand gelasert. „Eine Ergänzung zum Roboterschweißen, bei der man keine Vorrichtungen mehr benötigt und spannende Produkte fertigen kann. Das erhöht unsere Flexibilität.“

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Die älteste TRUMPF Maschine ist 16 Jahre alt – und sie läuft immer noch täglich. 

 – Christian Mader
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Die TruPunch 5000 ist das neuste Familienmitglied. 

 – Christian Mader
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Hallo Mr.Robot: Der TruLaser Robot 5020 hilft Gefinal dabei, anspruchsvolle Schweißarbeiten umzusetzen.

 

 

 – Christian Mader

Besser werden dank Kreativität und Automatisierung

Um kreativ zu fertigen, braucht es mehr als gute Ideen. Auch die Maschinen spielen eine wichtige Rolle. Gefinal setzt auf Automatisierung: Die TruMatic 7000 verfügt über einen Bürstentisch und Werkzeugwechsler. Sie und die neue TruPunch 5000 sind an das STOPA Lager angebunden. Genauso wie die älteste TRUMPF Maschine, eine 16 Jahre alte TruLaser L3050. Das Hochregallager war der Startschuss für Ingo Hildebrandts eigene Karriere im Unter nehmen. Auch wenn es zunächst eine Diskussion verursachte: „Mein Vater wollte kein so großes Lager. Er fand das unnötig. Ich war anderer Meinung und habe mich dafür eingesetzt. Heute sind wir nicht nur produktiver, sondern können auch spannendere Projekte umsetzen. Es hat sich also gelohnt, für mehr Lagerfläche zu kämpfen.“ Mit dieser Einstellung hat Ingo Hildebrandt es geschafft, ein Unternehmen mit langer Tradition in die Zukunft zu führen. Und so möchte er auch weitermachen: „Wir wollen nicht nur reagieren. Wir wollen Dinge besser machen, und unsere Kreativität nutzen, um den Kunden bessere Lösungen vorzuschlagen. So schaffen wir sicherlich noch weitere 100 Jahre.“

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