Länder-/Regionen- und Sprachauswahl
Vietnam
Svenja Fischer

Mission Internationalisierung: Vom Abenteuer zum Alltag

D eutsche Industrieunternehmen sind auf der ganzen Welt unterwegs: Sie senden nicht nur ihre Produkte ins Ausland, sondern auch ihre Mitarbeiter. Auch TRUMPF hat es sich zur Aufgabe gemacht, sich zu internationalisieren. Unsere Redaktion hat mit einem Mitarbeiter gesprochen, der den Wechsel ins Ausland gewagt hat.

Klaus Meyr sitzt auf seinem Bürostuhl. Beim Blick auf den Schreibtisch wirkt alles wie in seinem alten Umfeld – gleiches Telefon, Laptop, TRUMPF Kuli. Blickt der Prozessmanager aus dem Fenster, sieht er aber die Häuser der vietnamesischen Stadt Ho Chi Minh City. Meyr gehört zu den TRUMPF Mitarbeitern, die ihren Arbeitsplatz vom Firmenstammsitz in Ditzingen ins Ausland verlegt haben. Damit unterstützt er die Internationalisierung des Hochtechnologieunternehmens: Mit über 70 Tochtergesellschaften in über 30 Ländern ist TRUMPF auf der ganzen Welt unterwegs. Dadurch stärkt das Unternehmen die Zusammenarbeit und Vernetzung auf der ganzen Welt. TRUMPF betreut seine Kunden vor Ort und in der Landessprache, gibt Erfolgskonzepte an die Standorte im Ausland weiter und arbeitet in internationalen Teams.

Gleich und doch ganz anders: Klaus Meyr an seinem Arbeitsplatz in Ho Chi Minh City

Gleich und doch ganz anders: Klaus Meyr an seinem Arbeitsplatz in Ho Chi Minh City. (Quelle: TRUMPF)

Herr Meyr, Sie sitzen heute in Ho Chi Minh City und nicht mehr in Ditzingen – was war der Auslöser und wie waren die Anfänge im fremden Land?

Ich bin ins Ausland weil es spannend ist, in einem aufstrebenden Markt, mit einem völlig anderen politischen System und einer fremden Kultur am Aufbau eine Organisation beteiligt zu sein. Da die Leute hier sehr hilfsbereit und nett sind, war mein Start auch sehr angenehm. Die täglich neuen Eindrücke des Landes lassen das Leben anfangs sehr kurzweilig erscheinen. Längere Zeit lebte ich in zwei Welten, weil beispielsweise meine Steuerunterlagen noch in Deutschland ankamen. Am Anfang ist das alles ein großes Abenteuer. Aber nach und nach wird das Abenteuer immer mehr zum Alltag.

Arbeiten in Deutschland und Vietnam – was ist anders?

(Lacht) Wo soll ich da anfangen, wo aufhören? Die Arbeitsweise in Deutschland ist sehr stark geprägt von exakt definierten Verantwortungsbereichen. Oft hört man: „Tut mir leid, dafür bin ich nicht zuständig.“ In Vietnam ist es gerade umgekehrt, dabei verliert man aber teilweise seine eigentliche Aufgabe aus den Augen. Ein weiteres Beispiel: In Deutschland dauert es teilweise lange, bis Dinge entschieden sind, die Umsetzung selbst geht dann aber blitzschnell. In Vietnam wird hingegen rasch entschieden, die Umsetzung jedoch nimmt etwas mehr Zeit in Anspruch.

Sie haben sich nun schon in Vietnam eingelebt – was gefällt Ihnen besonders an dem Land?

Die Menschen hier sind sehr freundlich und hilfsbereit. Auch wenn es hier im Alltag mehr Sorgen als in Deutschland gibt, finden sie sich damit ab und verlieren nie die schönen Dinge des Lebens aus den Augen. Was mir besonders gefällt: Durch die warmen Temperaturen wird sehr viel im Freien gemacht, vor allem in den Abendstunden, wenn es von den Temperaturen angenehmer wird.

Sicherlich gibt es aber auch ein paar Sachen, die Sie aus der alten Heimat vermissen?

Ganz klar, vorneweg vermisse ich natürlich die Familie und Freunde. Aber auch die Jahreszeiten, das Essen und unsere Feste – wie etwa das Stuttgarter Weindorf oder das Volksfest. Und den VfB Stuttgart (lacht).

Jetzt haben Sie schon einiges an Erfahrung in Vietnam gesammelt. Was würden Sie jemandem mitgeben, der darüber nachdenkt, ins Ausland zu gehen?

Im Ausland ticken die Uhren immer anders. Es macht keinen Sinn, dem Anderen etwas die deutsche Sichtweise überstülpen zu wollen. Man muss die lokale Mentalität respektieren und die Menschen mit guten Argumenten nach und nach überzeugen. Zumindest ein paar Sätze in der Landessprache zu sprechen ist ein Vorteil: das ist der Türöffner in die Herzen der Menschen.

Mittlerweile ist Klaus Meyr übrigens schon weitergezogen: Jetzt kümmert er sich in Singapur als Prozessmanager um die Region Südostasien.

Warum Internationalisierung

Markterschließung, ausländische Investitionsregeln für nationale Wertschöpfungsanteile oder Energiekosten nennt der Bundesverband der deutschen Industrie (BDI) als Gründe, weshalb Unternehmen ihre Mitarbeiter ins Ausland senden. Für den internationalen Erfolg deutscher Unternehmen ist ein freier Welthandel Voraussetzung. Um im Ausland Fuß zu fassen, gibt es verschiedene Möglichkeiten: Zum Beispiel Auslandsmessen oder Exportkredite. Besonders die Chemie-, Pharma- und Automobilbranche sind im Ausland aktiv. Aber auch andere Branchen etablieren sich mehr und mehr auf dem internationalen Markt. So ist laut dem BDI fast jeder vierte deutsche Arbeitsplatz vom Export abhängig.

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