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TRUMPF Hüttinger stellt in Polen Flüchtlinge ein
Mira Burgbacher

TRUMPF Hüttinger stellt in Polen 16 ukrainische Flüchtlinge ein

B ei TRUMPF Hüttinger in Warschau nahmen am 4. April 2022 16 neue Mitarbeiterinnen ihre Arbeit auf, die zuvor aus der Ukraine nach Polen geflüchtet waren. Sie stammen aus den östlichen Kriegsgebieten rund um Kiew, Donezk und Charkiw und arbeiten künftig in der Produktion von Modulen für Schaltschränke, die in Maschinen für die Industrie zum Einsatz kommen. Im Interview erzählt Pawel Ozimek, Leiter von TRUMPF Hüttinger in Polen, wie es dazu kam, welche Herausforderung es dabei gab, die Flüchtlinge als neue Kolleginnen zu integrieren und dass weitere Einstellungen geplant sind.

Herr Ozimek, Sie haben bei TRUMPF Hüttinger in Polen 16 aus der Ukraine geflüchtete Frauen eingestellt. Wie kam es dazu?

Ozimek: „Wir sind ein stark wachsendes Unternehmen. Allein im Jahr 2021 haben wir 300 neue Mitarbeiter an unserem Standort in Polen eingestellt und in diesem Jahr möchten wir diesen Trend noch verstärken. Als der Krieg in der Ukraine begann, haben wir beschlossen, sofort zu handeln und mit zahlreichen Initiativen zu helfen. Wir haben einen Gruppenchat mit unseren ukrainischen Mitarbeitern hier in Polen gestartet, um zu erfahren, was im Moment am dringendsten benötigt wird und wie wir am besten unterstützen können. Es stellte sich heraus, dass eine der Möglichkeiten, effektiv zu helfen, darin besteht, Flüchtlinge aus der Ukraine einzustellen. Wir möchten ihnen ein Stück Stabilität, auch finanzieller Art, in dieser für sie furchtbaren Zeit zurückgeben.“


Wie haben Sie die Frauen so schnell ausgewählt und eingestellt?

Ozimek: „Unsere Personalabteilung ist sehr beschäftigt. Wir hatten für den April 35 neue Stellen zu besetzen. Wir haben dann kurzfristig rund 20 ukrainische Flüchtlinge zu einem Schnuppertag eingeladen. Wir wollten sie kennenlernen und sie wollten die Details über die angebotenen Stellen erfahren. Einstellungen für die Produktion erfolgen immer auf diese Art und Weise: Die Bewerber erhalten die Aufgabe, ein Modul gemäß den erhaltenen Anweisungen zu montieren. Der Vorarbeiter bewertet die Qualität der Arbeit. Gleichzeitig können die Bewerber feststellen, ob diese Art von Arbeit zu ihnen passt. Fast alle haben den Test bestanden und sich qualifiziert, was dazu führte, dass sie jetzt bei uns arbeiten. Zum Abschluss des Prozesses haben wir uns mit einer Agentur in Verbindung gesetzt, die auf die Einstellung von Arbeitnehmern aus Osteuropa spezialisiert ist. Sie haben uns geholfen, den Papierkram in der Muttersprache der Flüchtlinge zu erledigen und unsere Personalabteilung bei allen administrativen und rechtlichen Aufgaben unterstützt, die für die Einstellung von Flüchtlingen anfallen.“


Welche Tätigkeiten werden die Flüchtlinge ausüben und was tun Sie, um sie zu integrieren?

Ozimek: „Nach einer Einarbeitung in Warschau beginnen die neu eingestellten Mitarbeiterinnen in unserer Produktion in Marki mit der Montage von Modulen für unsere Schaltschränke. Rund 80 Prozent aller TRUMPF Maschinen weltweit beziehen ihre Schaltschränke von uns. Dabei werden die neuen Mitarbeiterinnen aus der Ukraine jeden Tag von erfahrenen Prozessingenieuren und Teamleitern unterstützt. Sie haben ein Ohr für womöglich auftretende Anfangsschwierigkeiten und sorgen dafür, dass alles funktioniert. Nach ein paar Monaten können wir im Rahmen unseres üblichen Leistungsbeurteilungsprozesses den neuen Kolleginnen eine spezialisiertere Art von Arbeit anbieten. Außerdem haben wir bei uns bereits einige ukrainische Mitarbeiter in Marki, die bei der Integration der neuen Teammitglieder sehr helfen. Die neuen Kolleginnen sollen nicht abgeschottet arbeiten müssen, wir wollen sie in die bestehenden Teams integrieren.“


Wie geht es dann weiter?

Ozimek: „Die erste Gruppe von 16 Flüchtlingen hat am 4. April ihre Arbeit bei uns aufgenommen. Das war nur der Anfang: Es haben bereits 23 Flüchtlinge für den nächsten Schnuppertag zugesagt. Und wir planen weitere Interessierte einzuladen. Das mag alles wie ein Experiment klingen und teilweise ist es das auch. Aber wir bei TRUMPF setzen auf neue, mutige Ideen. Die Kriegsrealität ändert sich schnell und lässt keine Zeit, über die Zukunft nachzudenken. Deshalb müssen wir jetzt handeln. Wir betrachten es als eine Win-Win-Situation: Die Flüchtlinge brauchen Hilfe und Arbeitsplätze und wir müssen Leute für unsere Projekte einstellen.“


Was tut TRUMPF Hüttinger in Polen noch, um zu helfen?

Ozimek: „Bei TRUMPF Hüttinger in Polen haben wir sofort mit der Hilfe begonnen - seit dem ersten Tag des russischen Angriffs haben wir mit allen Mitteln versucht, unsere ukrainischen Kollegen und ihre Familien zu unterstützen, die gezwungen waren, ihre Häuser zu verlassen und ihren Besitz zurückzulassen. Wir haben eine Hilfsgütersammlung gestartet und wir helfen den Familien, von der Grenze an sichere Orte zu gelangen. Einige unserer Mitarbeiter aus der Ukraine haben beschlossen, in die Ukraine zurückzukehren und für ihr Land zu kämpfen. Wir haben diese Entscheidung verstanden und unterstützen sie in jeder Hinsicht. Darüber hinaus wollten wir Geld für medizinische Hilfe und Versorgung, Treibstoff oder Transport beschaffen. Deshalb haben wir zwei Spendenaktionen gestartet und in den ersten Tagen bereits über 40 000 PLN gesammelt, das entspricht rund 8.600 Euro. Viele Mitarbeiter engagieren sich ehrenamtlich in ihrer Freizeit. Einige haben Flüchtlinge bei sich privat aufgenommen, die nicht bei Familienangehörigen oder in anderen Wohnungen untergekommen sind. Wir unterstützen auch die lokale Gemeinde durch die Spende von Sprachkursen und Essen für ukrainische Schulkinder in unserer Stadt.“

Produktion TRUMPF Hüttinger in Marki

Die ukrainischen ​Mitarbeiterinnen arbeiten in der Produktion in Marki. Dort stellt TRUMPF Hüttinger Module für Schaltschränke her.
© TRUMPF Hüttinger
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