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Matterhorn: TRUMPF soll Gipfel weglasern

D ie markante Bergspitze des Matterhorns dürfte bald der Vergangenheit angehören. Denn das deutsche Hochtechnologieunternehmen TRUMPF soll ab Spätsommer 2023 mit dem fünf Tonnen schweren Superlaser «TruGranite» die obersten Meter des Gipfels abschneiden. Im Schweizer Kanton Wallis sorgen die Pläne für Begeisterung, denn die Tourismusregion hat mit der zum Plateau umgebauten Bergspitze großes vor.

Ditzingen/Zermatt, 01. April 2022 - Das 4478 Meter hohe Matterhorn könnte bereits 2023 um rund 20 Meter schrumpfen: Mit Hilfe eines Lasers soll ein Stück des Gipfels abgetragen werden, so dass ein Plateau entsteht. Denn trotz aller Berühmtheit des Wahrzeichens ärgern sich immer wieder Touristen, Bergsteiger und Fotografen über die markante Spitze, weil darauf nur wenige Gipfelstürmer Platz finden. Für das technologisch höchst anspruchsvolle Unterfangen soll TRUMPF auf einen der weltweit stärksten Laser zurückgreifen, der bereits im Sommer 2021 auf dem Schweizer Berg Säntis in den Himmel strahlte, um Blitze unschädlich zu machen (siehe Pressemitteilung).

Fehlschuss vom Säntis startete Matterhorn-Projekt

„Eigentlich war unser Blitzableiter-Projekt sogar ausschlaggebend für das Matterhorn-Programm“, sagt Thomas Metzger, der zusammen mit seinem Team bei TRUMPF Scientific Laser in München den Matterhorn-Schnitt in die Tat umsetzen soll. Denn damals auf dem Säntis seien beim Blitzableiter-Testlauf versehentlich die falschen Koordinaten eingegeben worden: Anstatt auf die Gewitterwolken zielte die Laserkanone auf die Spitze des gegenüberliegenden Wildhuser Schafbergs. Dadurch zertrümmert der Laser rund einen halben Meter des 2373 Meter hohen Gipfels.

"Blitzableiter-Laser" auf dem Säntis 2021: Ideengeber für das Matterhorn.

„Einer unserer englischen Forscher, ein begeisterter Bergsteiger, meinte daraufhin: Dem berühmten Thompson R. Keystone hätte das gefallen. Der wollte – in seinen Worten – „the bloody sad slanting mountain top“ (Engl.: die verdammt schräge Spitze) des Matterhorns begradigen, ihm hätte aber damals das Werkzeug dafür gefehlt. Nachdem ich Keystones Vision zum Matterhorn dann nachgelesen hatte, konnte ich mir dieses prestigeträchtige Projekt geradezu bildlich vorstellen“, erklärt Thomas Metzger.

Begeisterung in Zermatt

TRUMPF fragte daraufhin im Kanton Wallis an und sorgte wider Erwarten für Begeisterung. Denn dort war ein Abtrag der Spitze bereits im Gespräch. Die neu erzeugte Ebene, die Planungen umfassten rund 226 Quadratmeter, sollte dazu genutzt werden, um auf der Höhe ein zwar schlankes, aber mehrstöckiges Hotel zu betreiben. „Schöner könnten wir das Matterhorn wohl nicht gestalten als mit einem solchen – geraden – Bauwerk auf der Spitze“, hieß es von Seiten des extra für das Hotel-Projekt gegründeten Vereins „New Matterhorn“.

Bewilligung steht noch aus

Bis die Arbeiten für dieses Hotel allerdings beginnen können, müssen noch einige Bewilligungen eingeholt werden. Aber auch die Firma TRUMPF müsste zunächst einige Brocken aus dem Weg räumen, um mit dem fast neun Meter langen und fünf Tonnen schweren Laser namens „TruGranite“ überhaupt auf dem Matterhorn arbeiten zu können. Sämtliche Vorkehrungen sollen bis Mitte 2023 getroffen sein. Die Bearbeitung und Begradigung selbst sollen dann ziemlich schnell gehen. „Nach einer Woche lasern auf höchstem Niveau sollten wir einen sauberen Schnitt gelegt haben. Währenddessen zerkleinern wir zugleich das abgetragene Gestein,“ sagt Andreas Conzelmann, CEO der TRUMPF Schweiz AG.

Dass die Arbeit am Berg nicht ungefährlich für die Mitarbeiter ist, dessen ist man sich bei TRUMPF bewusst. „Vorgesehen ist deshalb der Monat September. Dann ist der Schnee am Matterhorn weitgehend geschmolzen und es herrschen meistens stabile Wetterverhältnisse. Ausserdem ist die Hauptsaison der Alpinisten bereits vorbei. Wir schalten im Notfall den Laser ab, sollte sich doch jemand im Gipfelbereich aufhalten und können dadurch die Sicherheit aller Bergsteiger jederzeit garantieren“, sagt Andreas Conzelmann, der das Matterhorn selbst schon bestiegen hat.

Andreas Conzelmann, CEO TRUMPF Schweiz, muss noch einige Dinge klären, bevor der Riesenlaser «TruGranite» im September 2023 die Matterhorn-Spitze kupieren kann.

Bergerfahrene Trumpf Mitarbeiter vor Ort

Überhaupt kann TRUMPF Schweiz bei diesem Projekt auf bergerfahrene Mitarbeiter zurückgreifen, die laut Conzelmann begeistert sind, vor Ort mitzuwirken: „Es werden rund um die Uhr jeweils zwei Mitarbeiter am Gipfel sein: Ein Laserspezialist und ein Sicherheitsingenieur. Alle beteiligten Mitarbeiter sind sehr schnelle und sichere Kletterer. Sie sind in der Lage, innerhalb von drei Stunden von der am Fuße des Gipfels gelegenen Hörnlihütte auf die Bergspitze zu gelangen – ein etwas längerer Arbeitsweg als üblich – dafür auch der schönste, den man sich vorstellen kann.“

Rutsche für Gestein: Ostwand prädestiniert

Während für den Bau des angedachten Hotels Helikopter den Transport des Baumaterials übernehmen werden, gibt es für den Abbau der Felsen einfachere Pläne. Das vom Superlaser „TruGranite“ herausgelöste Gestein soll über eine riesige Rutsche ins Tal transportiert werden. Andreas Conzelmann: „Die Gemeinde Zermatt und TRUMPF waren sich in diesem Punkt schnell einig. Die Ostwand erlaubt es, die Steine über eine Rutschbahn gefahrlos auf den Zmuttgletscher zu entsorgen – so sind weder die Hörnlihütte noch das Bossi-Schutz-Biwak in der Schusslinie.“

Noch sind nicht alle Details des Projektes geklärt. Ein Punkt, der bei der Begradigung und dem Bau eines Hotels für Streit sorgen könnte, ist die Internationalität des Berges. Denn das Matterhorn verfügt über einen schweizerischen und einen italienischen Teil des Gipfels. Es muss daher darauf geachtet werden, dass gleich viele Quadratmeter auf schweizerischem und italienischem Boden entstehen, um einen „gerechten Schnitt“ zu machen.

Weitere Fragen zum Projekt betreffen die Endhöhe des neuen Matterhorns. Denn auch wenn ein Stück des Gipfels bald fehlen dürfte - inklusive des Hotels würde man ab einer Höhe von 4‘640 Meter zum höchsten Gipfel der Schweiz „aufsteigen“. „Das ist sicher ein Thema, mit dem wir uns in einer nächstens Sondersitzung noch auseinandersetzen werden“, heißt es dazu vom Verein „New Matterhorn“.

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