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Ramona Hönl

Blechkunst aus Budapest: Laser schneidet feinste Formen

I m Süden Budapests schweißt, lasert und biegt das kleine Familienunternehmen Intertechnika Sonderanfertigungen für Künstler aus ganz Ungarn. Teams, bestehend aus Designern, Maschinisten und Künstlern, stellen dabei Produkte her, die einzigartig sind und auf Ausstellungen international Beachtung finden. Und ganz nebenbei sammeln sie wertvolle Erfahrungen für die Serienproduktion.

Der Laser schafft Kunst: Vor der Silhouette eines Waldes aus gelasertem Blech wandern grelle Formen im Rhythmus von meditativen Klängen durch tausende LEDs. Die Wandbilder atmen im Takt der Musik aus Klangschalen, Kontrabass und dem nachhallenden Ton eines Gongs. Techno trifft Zen. Zwei Jahre lang hat der ungarische Künstler Márton Nemes die Ausstellung „Techno Zen“ geplant und hergestellt. Im Sommer 2024 gestaltete er damit den ungarischen Pavillon der Biennale in Venedig, der größten Ausstellung für zeitgenössische Kunst weltweit. Möglich machte das Intertechnika, ein kleines ungarisches Familienunternehmen. Sie schnitten und bogen viele der abstrakten Formen mit der Technik von TRUMPF.

Peter Alasztics (Mitte) und sein Bruder Márton sind die zweite Generation im Familienunternehmen. 1991 gründen ihre Eltern Jullianna Alaszticsn. Kov.cs und B.la Alasztics die Firma Intertechnika. Anfang der 2000er-Jahre lernen sie TRUMPF kennen. 2002 kaufen sie die erste Maschine, eine TruMatic L 4030. Von da an gibt es kein Halten mehr.

Visionen: Peter Alasztics holt die Kunst in das Familienunternehmen und sucht eine gemeinsame Sprache zwischen Künstlern und Ingenieuren.

Sonderanfertigung: Intertechnika lernt von den Spezialaufträgen und nutzt das Wissen für die Serienfertigung.

Vom Zentrum der Schwerindustrie zum Treffpunkt der Kunstszene

Im Bezirk Csepel im Süden Budapests entstehen große Teile dieser Wandbilder und Skulpturen. Die Donauinsel war früher Zentrum der Schwerindustrie, von 1892 bis 1993 bauten dort ansässige Unternehmen Motorräder, Autos und Nutzfahrzeuge. Heute ist eines der denkmalgeschützten Industriegebäude der Firmensitz von Intertechnika. „Wir sind ein kleines Unternehmen für Auftragsfertigungen“, sagt Peter Alasztics, „pro Jahr bearbeiten wir etwa 28.000 Zeichnungen und fertigen auf deren Basis alles von Transformatorteilen bis zu Gehäusen für Siemens“.

Aber nicht ausschließlich. Denn mit ihren Lasern und Biegemaschinen entwickeln sich die 64 Mitarbeiter seit zwei Jahrzehnten zu einem Spezialisten für Sonderanfertigungen. Ihre TRUMPF Maschinen schneiden, biegen und formen Bleche für Künstler aus ganz Ungarn und das Designer-Team testet dabei die Grenzen des Machbaren. „Uns macht es richtig Spaß., solche komplizierten Aufträge anzunehmen“, sagt Peter Alasztics.

Peter und sein Bruder Márton sind die zweite Generation in dem Familienunternehmen. 1991 gründen ihre Eltern Jullianna Alaszticsn. Kov.cs und B.la Alasztics die Firma Intertechnika. Ihr erstes Unternehmensjahr war geprägt von den Wirren der zerbrochenen Sowjetunion. Sie beginnen mit dem Bau und der Wartung von CNC-Werkzeugmaschinen, doch nur wenige Jahre nach der Gründung des Unternehmens verliert die Technologie an Bedeutung. 1999 ziehen sie in das Industriedenkmal auf der Donauinsel. 2000 kaufen sie ihren ersten Laser, eine gebrauchte 1,5-kWh-Laserschneideanlage, und wechseln zur Blechbearbeitung.

Intertechnika wird Technologie-Vorreiter in Ungarn

„Lasertechnologie und Blechbearbeitung waren damals noch ziemlich neu in Ungarn. Für uns war das eine Chance, von Anfang an bei einer neuen Technologie dabei zu sein“, erzählt Vater Béla Alasztics. Ihre ersten Schritte schauen sie sich von einem befreundeten Werkzeugmaschinen-Hersteller ab, der bereits mit einem Laser arbeitet. Anfang der 2000er-Jahre lernen sie TRUMPF kennen. 2002 kaufen sie die erste Maschine, eine TruMatic L 4030. Von da an gibt es kein Halten mehr. Das Unternehmen führt neue Technik wie die automatisierte Laserschneidmaschine ins Unternehmen ein.

„Wir waren oft die Ersten in Ungarn, die innovative Verfahren von TRUMPF ausprobiert haben, und hatten immer sehr viel Unterstützung vom Unternehmen bei der Einführung“, erzählt Béla Alasztics. Die historischen Hallen stellen TRUMPF von Anfang an vor Herausforderungen. Denn Intertechnika kann seine Flächen in der großen Anlage auf der Donauinsel zwar erweitern, baulich aber nicht verändern. „Bei einer Laserschneidmaschine hatten wir damals nur 20 Zentimeter Platz unter dem Dach“, erklärt Peter Alasztics, „aber TRUMPF hat uns geholfen, das Layout bestmöglich auszunutzen.“ Das Unternehmen aus Ditzingen hilft Intertechnika bis heute, sich weiterzuentwickeln. „Der erste Laser von TRUMPF hat uns damals ganz neue Möglichkeiten eröffnet“, sagt er.

Präzision: Bei der Fertigung der Kunstobjekte geht es nicht um Schnelligkeit. Es geht um das technisch Machbare.

Arbeit an der Maschine: Ingenieure, Künstler und Produktionsmitarbeiter lernen voneinander und entwickeln eine gemeinsame Sprache.

Peter Alasztics hat 2005 die Kunst in das Unternehmen geholt. Nicht immer ohne Bedenken der Eltern, gibt sein Vater zu. Während seines Studiums an der Visart Kunstschule in Budapest lernt Peter Alasztics den heute über 80-jährigen Künstler István Ézsiás kennen, der sich für die Blechabfälle aus der Produktion interessiert. Sie beginnen ihre Zusammenarbeit und Alasztics überlegt, wie die Maschinen des Familienunternehmens Kunstobjekte schneiden und biegen können.

„Eine gemeinsame Sprache zwischen Künstlern und Ingenieuren zu finden war eine besondere Aufgabe“, sagt Béla Alasztics. „Die Gedanken der Künstler sind frei, sie interessieren sich nicht für physikalische Eigenschaften von Materialien oder deren Grenzen“, sagt Sohn Peter Alasztics, „bei Ingenieuren ist es genau das Gegenteil“. Während sein Bruder Márton Betriebswirtschaft studiert, wird er Grafikdesigner. Seine Masterarbeit am Institut für Kunst an der Berliner Universität der Künste beschäftigt sich mit dem Thema, wie Ingenieure mit Künstlern zusammenarbeiten können. Stück für Stück lernen er und das Designteam bei Intertechnika die Wünsche und Anforderungen der Künstler kennen und umzusetzen.

Von Künstlern lernen

Márton Nemes arbeitet seit 2017 mit Intertechnika zusammen. Er sucht damals jemanden, der ein speziell beschichtetes Blech in Regenbogenfarben schneiden kann. Das Material ist teuer und so besonders, dass sich nur Intertechnika an die Aufgabe herangewagt hat. „Wir hatten solch ein Material noch nie zuvor gesehen – und seitdem auch nie wieder“, sagt Peter Alasztics. Der Schnitt gelingt.

Nemes ist bis heute zufrieden mit dem Ergebnis und präsentiert diese Werke bei vielen seiner Soloausstellung. „Ich hatte bis dahin keine Ahnung, dass eine solche Technik existiert. Seitdem hat sich meine ganze Herangehensweise an meine Skulpturen geändert“, sagt er. Fast alle Skulpturen entstehen heute im engen Austausch mit Intertechnika. „Bevor ich Intertechnika kennengelernt habe, arbeitete ich mit ganz anderen Materialien. Mir hat die Arbeit mit Blech und Lasern ganz neue Vorstellungsräume eröffnet“, sagt Márton Nemes.

Techno Zen: Superposed and Entangled erstreckt sich über zwei Wände.

Inside Outside kombiniert Edelstahl, Stahl und Licht in einer dynamischen Skulptur.

Fremde Welten: Intertechnika lasert ausgefallene Silhouetten, die der Künstler Márton Nemes zusammensetzt.

Die Skulptur Superposed steht im Zentrum des Pavillons.

Intertechnika hat sich zu einer Institution in der ungarischen Kunstszene entwickelt. In Kooperation mit der hiesigen Kunstuniversität fertigen Studenten jedes Jahr Abschlussarbeiten dort an. Peter Alasztics bestärkt das neunköpfige Designteam, die Grenzen auszureizen. Mit ihren Maschinen stellen sie Einzelstücke her, lernen dadurch aber gleichzeitig Techniken für ihre Serienproduktion kennen. So haben sie zum Beispiel die Lampengehäuse der berühmten Széchenyi-Kettenbrücke über der Donau hergestellt oder bruch-, kratz- und stoßfeste Gehäuse für Tablets für Gefängnisinsassen gefertigt – alles mit Know-how aus den Kunstarbeiten.

Im nächsten Schritt wollen die beiden Brüder den Automatisierungsgrad in ihrer Fertigung erhöhen. Dafür steht die TRUMPF Software Oseon in den Startlöchern. Sie folgen damit der Tradition ihrer Eltern, ständig in neue Technik und Software zu investieren. Oseon soll die Produktion ihrer Standardprodukte effizienter gestalten und wirtschaftlicher machen. Dadurch bleibt mehr Raum für die Kunstprodukte, für die Einzelstücke. „Für Innovation braucht es die Denkweise, immer Neues kreieren zu wollen“, sagt Peter Alasztics. „Immer wenn jemand glaubt, etwas wäre schwierig zu produzieren, schauen wir uns die Kunstwerke an und stellen fest: Es geht doch!“

Erstellt am 15.04.2025
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