Herausforderungen
Oerlikon AM gehört zu den Pionieren der Additiven Fertigung mit Metallen und Polymeren. An vier Standorten in Europa, den Vereinigten Staaten und China bietet das Unternehmen Co-Entwicklung und Auftragsfertigung hochwertiger und leistungsoptimierter Bauteile über Forschung und Entwicklung bis hin zur Herstellung eigener Metallpulver für den 3D-Druck. Mit Rapid Prototyping ist das Unternehmen 2004 in den Markt für Additive Fertigung eingestiegen, hat viel in die Zusammenarbeit mit verschiedenen Anlagenherstellern investiert und genau evaluiert, welche Konzepte für die Oerlikon AM Kunden in Luft- und Raumfahrt, Energiesektor, Automobilindustrie und dem Werkzeugbau am besten funktionieren.
Kurz vor dem Durchbruch
Jetzt, davon ist Hendrik Alfter, General Manager bei Oerlikon AM Europe überzeugt, steht die Technologie vor dem nächsten großen Meilenstein: „Die Produktion von komplexen Serien-Bauteilen durch additive Fertigung steht in Industriebereichen, wie Luft und Raumfahrt, Energie, etc. vor dem Durchbruch. Die Technologie, die Materialien, die Prozesse, die Kosten pro Bauteil – das Gesamtpaket ist stimmig und in wirtschaftlich attraktive Regionen angekommen.“ Doch Zeit, die Sektkorken knallen zu lassen und Partystimmung zu verbreiten, sei es noch nicht, erklärt Hendrik Alfter: „Die Optionen sind da – Entwicklung und Qualifizierung benötigen jedoch Zeit, die die Projektstarts verzögern und Ausdauer erfordern. Die Branche muss mit kontinuierlicher Performancesteigerung am Ball bleiben, damit es mit der Serienfertigung so richtig losgeht.“
Überwiegend Absichtserklärungen
Denn: Die Projektpipeline sei vielerorts, auch bei Oerlikon AM, gut gefüllt. Viele Entwicklungsprojekte mit guten Optionen, die als Serienprojekte avisiert sind, sind bereits im Haus. Auch Kleinserien, die viel Zeit in der Vor- und Nachbereitung kosten, wurden bereits umgesetzt. Aber Stückzahlen über 2000 Teile schaffen es derzeit nur selten über reine Absichtserklärungen hinaus.
Heiße Phase
Der Grund: Während Anbieter wie Oerlikon über viele Jahre hinweg die Technologie weiterentwickelt und Wissen aufgebaut haben und bereits auf die Industrialisierung der Additiven Fertigung übertragen, geht die detaillierte Auseinandersetzung mit der Technologie in vielen Kunden-Branchen erst jetzt in die heiße Phase. Die Ausbildung der nächsten Generation an Konstrukteuren, die „AM-first“ denken, ist an den Hochschulen und bei den Kunden in vollem Gange. Ebenso die Qualifizierung der Technologie, beispielsweise in der Luft- und Raumfahrtindustrie.
Herausfordernde Zeiten
Die Folge: Die großen Projekte sind in der Entwicklung, werden aber erst mittelfristig ihren Abschluss finden, ehe sie sich materialisieren. In der Zwischenzeit laufen die Abschreibungszahlungen für die Anlagen aber weiter. Das macht die aktuelle Situation für viele Unternehmen zur Belastungsprobe.