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Ramona Hönl

„Wir brauchen KI, um wettbewerbsfähig zu sein“

I m Interview spricht Sarah Engel, Head of AI bei TRUMPF darüber, warum das Unternehmen auf künstliche Intelligenz (KI) setzt, wie sich die Arbeit der Mitarbeiter verändern wird und wo die Grenzen von KI sind.

Warum setzt TRUMPF auf KI?

Engel: Weil wir davon überzeugt sind, dass KI ein entscheidender Faktor für die Zukunft unserer Arbeit, unserer Produkte und unserer Dienstleistungen ist. KI ermöglicht es uns, Prozesse zu optimieren, die Effizienz zu steigern und unseren Kunden innovative Lösungen anzubieten, die ihre Wettbewerbsfähigkeit stärken. TRUMPF ist ein Innovationsgarant für Hochtechnologie – auch beim Thema KI wollen wir eine führende Rolle in der Industrie einnehmen.

 

In welchen Bereichen bei TRUMPF sind die Potenziale von KI besonders groß?

Engel: Dazu hole ich kurz aus, was KI besonders macht: Es ist eine Technologie, die kognitive Fähigkeiten nachahmt, beispielsweise Sprachverstehen, Bildverarbeitung oder Mustererkennung. Dafür nutzt KI große Datenmengen, Statistik und kann Lernmechanismen. Die Anwendungsgebiete sind vielfältig. So hilft KI unter anderem, Daten zu analysieren, Regelmäßigkeiten und Unregelmäßigkeiten zu identifizieren, Vorhersagen zu treffen, Prozesse zu automatisieren, Texte und Bilder zu generieren oder Wissensmanagement zu betreiben. Wir möchten KI umfassend einsetzen, um in möglichst vielen Bereichen unseres Unternehmens Mehrwerte zu schaffen – etwa im Vertrieb, Personalwesen, bei der Forschung, Entwicklung und in der Fertigung unserer Produkte und Services.

 

Lässt sich der Effizienzgewinn durch KI in Zahlen ausdrücken?

Engel: Ja. Unser Ziel ist es, Anwendungsfelder zu identifizieren, in denen KI großen Mehrwert schafft. Diesen wollen wir schrittweise realisieren. Der Mehrwert von KI zieht sich durch sämtliche Unternehmensbereiche und variiert je nach Anwendungsfall. Wir konnten bereits einige Potentiale identifizieren, beispielsweise können wir Kundenanfragen schneller und personalisierter bearbeiten, Trainings kosteneffizienter und umfangreicher anbieten, Software effizienter entwickeln, in der Produktion Kosten und Energie einsparen und dank der Innovationen bei unseren Produkten und Services ein Umsatzwachstum herbeiführen. Die Anwendungsfälle gehen uns nicht aus. Es geht vielmehr darum, sie fokussiert umzusetzen und den Mehrwert messbar zu realisieren.

 

Wie qualifiziert TRUMPF seine Mitarbeiter für den Umgang mit KI?

Engel: Für die Mitarbeiter bei TRUMPF stehen erste Angebote in unserem Intranet bereit, um sich beim Thema KI weiterzubilden – vom Einsteiger bis zum Experten. Dazu zählen Schulungen, Trainings, Mentorings und interdisziplinäre Arbeitsgruppen. Das Angebot bauen wir stetig aus. Außerdem bilden wir unternehmensweit KI-Experten aus und vertiefen ihre Kompetenzen in speziellen Fachgebieten. Die Neugierde und Motivation der TRUMPF Mitarbeiter sind ein großer Vorteil, zur Weiterentwicklung und um KI im Unternehmen zu verankern.

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Bei internen Veranstaltungen können sich die Mitarbeiter bei TRUMPF über Künstliche Intelligenz informieren und sich miteinander austauschen.

 

Welchen Herausforderungen steht TRUMPF beim Wandel zu einem KI-getriebenen Unternehmen gegenüber?

Engel: Die Arbeit wird sich durch KI stark verändern. Wir müssen beispielsweise als Unternehmen noch regsamer und beweglicher werden – das gilt für unsere Prozesse, aber auch für uns als Menschen. Es braucht mehr Mut zur Entscheidung, Mut zum Machen und Mut zur Weiterentwicklung. Außerdem gilt es, eine Reihe an technischen Voraussetzungen zu erfüllen, um die Mehrwerte von KI in den einzelnen Unternehmensbereichen anzuwenden.

 

Welche Wettbewerbsvorteile hat TRUMPF, wenn es darum geht, KI-Lösungen für die Industrie zu entwickeln?

Engel: Die Kombination aus Fachwissen, Kundenorientierung, Innovationskraft und Verantwortungsbewusstsein verschafft uns einen Wettbewerbsvorteil. Als Lösungsanbieter beherrschen wir unsere Prozessketten vollumfassend – von der Hardware bis zum Service. Das ermöglicht es uns, KI in Produkte und Prozesse zu integrieren, die genau auf die Anforderungen unserer Kunden zugeschnitten sind. Zudem hat es bei uns Priorität, verantwortungsvoll zu handeln. Dazu gehört auch, in Bezug auf KI sensibel mit den Daten unserer Kunden umzugehen. Dass sie uns vertrauen, verschafft uns weitere Wettbewerbsvorteile und positioniert uns als vertrauenswürdigen Partner in der Industrie.

 

Wie gelingt es einem Unternehmen mit deutschem Ursprung, bei KI den Anschluss nicht zu verpassen?

Engel: Europa hat die einmalige Gelegenheit, seine tief verwurzelte Industriekompetenz und sein klares Verantwortungsbewusstsein mit KI-Technologie zu verknüpfen. Diese Kombination sehe ich als Schlüssel zu nachhaltigen Innovationen. Hier unterscheiden wir uns fundamental von Nationen wie den USA und China.

 

Wozu braucht es denn noch den Menschen?

Engel: Der Mensch ist und bleibt im Mittelpunkt. KI bringt einen technologischen Fortschritt mit sich, vergleichbar mit der Dampfmaschine, dem Buchdruck oder der Elektrizität. Sie dient uns Menschen als Hilfsmittel, um uns zu unterstützen und uns über unsere Grenzen hinaus voranzubringen.

 

Welche Maßnahmen unternimmt TRUMPF im Bereich Datenschutz?

Engel: Verantwortungsvoller Umgang mit KI geht bei TRUMPF mit Datenschutz einher. Neben technologischen Sicherheitsmechanismen ist es wichtig zu verstehen, dass Datenschutz bei jedem einzelnen Mitarbeiter startet. Hier ein Beispiel: Große Sprachmodelle (Lare Language Models) wie beispielsweise ChatGPT nutzen riesige Datenmengen, um Ergebnisse zu liefern. Wenn Mitarbeiter öffentliche KI-Tools einsetzen, können sensible oder geschäftskritische Daten nach Außen gelangen – dies ist dringend zu vermeiden. Bei der Entwicklung von KI überlegen wir uns immer erst, wofür welche Daten genutzt werden, was die Risiken sind und wie wir sie im Zaum halten können. Beim Thema Datensicherheit arbeiten wir eng mit unseren Legal-, IT- und Cybersicherheits-Abteilungen zusammen.

 

Was sind Ihre Lieblings-KI-Tools?

Engel: Ich google kaum noch, sondern nutze KI-Tools wie Perplexity oder Claude. Es erleichtert Recherchen immens, kann viel präziser auf den Kontext eingehen und Quellenangaben ermöglichen es, die Antworten zu überprüfen. Außerdem nutze ich unser internes KI-Tool blueGPT bei meiner täglichen Arbeit bei TRUMPF. Allen Kollegen, die sich bislang noch nicht mit KI beschäftigt haben, rate ich, verschiedene KI-Tools auszuprobieren. Man kann sie auch nutzen, um zu lernen, wie man damit arbeitet.

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Über Sarah Engel

Sarah Engel begeistert die Schnittstelle von Mensch und KI, insbesondere wie sich Künstliche Intelligenz vertrauenswürdig nutzen lässt. Sie hat Kognitionswissenschaft und Neuroinformatik in Tübingen und Ulm studiert. In ihren vorherigen Positionen bei IBM und Capgemini hat sie Unternehmen zu KI beraten, begleitet und Mehrwerte realisiert – von der Strategie bis zur skalierten Umsetzung. Bei TRUMPF freut sie sich besonders darauf, in einem innovativen Umfeld gestalterisch tätig zu sein und gemeinsam mit verschiedenen Bereichen beim Thema KI einen großen Schritt voranzukommen.

Erstellt am 07.08.2025
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