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Ramona Hönl

Sterne, Stahl und Scherenschnitt: Laser trifft japanische Traditionskunst

K napp 50 Jahre lang prägten schwere Bauteile aus Stahl das Kerngeschäft des japanischen Traditionsunternehmens UEKI Steel Material. Im Jahr 2019 schlug Chefin Yuko Ueki einen neuen Weg ein: Sie entdeckte die eintausend Jahre alte traditionelle Handwerkskunst Kumiko für das Unternehmen. Seitdem produzieren die 33 Mitarbeiter mit einer Laserschneidmaschine von TRUMPF filigrane Leisten aus Eisen und verzieren damit Lampenschirme und Sprossenwände. Die edlen Designerstücke verschönern nicht nur Innenräume, sie unterstützen auch den Trend zu mehr Nachhaltigkeit.

Den metallverarbeitenden Familienbetrieb UEKI Steel Material Company Ltd. an der Kawadamachi-Straße 804 in Utsunomiya gibt es seit bald 60 Jahren. 2020 hat er begonnen, sich neu zu erfinden. „Traditionell arbeiten wir mit vielen unterschiedlichen Kunden zusammen. Sie kommen aus der Stahlbauindustrie und der Blechverarbeitung, aber auch aus den Branchen Automobil und Luftfahrt“, erklärt die Chefin Yuko Ueki. Entsprechend breit gefächert sind die Anforderungen der Kunden in Hinblick auf Formen und Materialien. Eine Gemeinsamkeit aber gibt es: Der Trend geht seit längerem in Richtung Hochpräzision. „Vor diesem Hintergrund haben wir uns die Frage gestellt, wie wir mit unserer Infrastruktur und der Erfahrung unserer Belegschaft unsere Produktpalette erweitern können“, schildert die CEO die Ausgangssituation.

Werkzeug, das beeindruckt

Der erste Schritt in Richtung Produktideen war 2018 die Investition in eine neue Laserschneidmaschine. Einfach zu bedienen sollte sie sein und in der Wartung unkompliziert. „Zuverlässigkeit im Betrieb und maximale Präzision bei der Stahl- und Blechteilebearbeitung wie beim Rohreschneiden waren uns wichtig – deshalb entschieden wir uns für eine TruLaser 3030 fiber von TRUMPF. Sie setzt den Standard im Markt“, so Yuko Ueki.

Ein staatliches Förderprogramm reduzierte die Anlaufkosten durch eine Kreditfinanzierung, weil zusätzlich zu den Maschinenkosten neue Räumlichkeiten auf dem Firmengelände zu Buche schlugen – eine Entscheidung, die sich bezahlt gemacht hat. TRUMPF Japan lieferte die Maschine innerhalb von sechs Monaten aus und unterstützte bei der Inbetriebnahme. Die 35 Mitarbeiter in der Produktion waren beindruckt, was für ein flexibles, leistungsstarkes und präzises Werkzeug der Laser ist.

Expansion

Ausbau: Yuko Ueki (rechts) und Hideo Nakamura (links) wollen eine zweite Lasermaschine von TRUMPF in Betrieb nehmen.

High_precision

Hohe Präzision: Die alte Kunstform Kumiko bildet einen festen Bestandteil in der japanischen Architektur. Typische Anwendungen sind zum Beispiel Trennwände.

Eisen statt Holz

Bei der Suche nach einem zusätzlichen Geschäftsfeld hatte Yuko Ueki ihren Blick auf die traditionelle japanische Kunstform Kanuma Kumiko gerichtet. Die Fertigkeit, fein geschnittenes Zypressen- und Zedernholz zu komplexen geometrischen Mustern zusammenzusetzen, ist über eintausend Jahre alt, weit über die Grenzen der Präfektur Tochigi hinaus bekannt und bis heute ein fester Bestandteil in der japanischen Architektur und im Wohndesign. „Als Inspiration dienten uns unter anderem die Hotels von Ritz-Carlton in Japan“, erklärt Hideo Nakamura, der als Geschäftsführer das Business Development von UEKI Steel Material verantwortet. Viele der Häuser setzen bei der Gestaltung ihrer Innenräume auf Kumiko-Elemente, die durch Aluminium verstärkt sind.

Schritt in Richtung Nachhaltigkeit

Die Herstellung von Aluminium erfordert einen hohen Energie­einsatz. Die Geschäftsidee von Yuko Ueki setzt dagegen auf Nachhaltigkeit. Als Werkstoff dient regional produziertes japanisches Eisen. Der Fertigungsprozess kommt mit deutlich weniger Energie aus. Zudem sind die Produkte pflegeleicht und praktisch unbegrenzt haltbar. Von der ersten Idee bis zum vorzeigbaren Prototyp eines Kumiko-Elements aus Eisen verging über ein Jahr. Die Ergebnisse, die folgten, aber können sich sehen lassen und überzeugen durch kompromisslose Qualität. „Die Produkte knüpfen sichtbar an der Kanuma-Kumiko-Tradition an. Die Präzision der TRUMPF Lasermaschine hat uns bei den vielen verschiedenen Formen, die wir bisher ausprobiert haben, den entscheidenden Vorteil gebracht. Unserem Wunsch nach absoluter Symmetrie sind wir mit der Maschine sehr nahegekommen“, bestätigt Geschäftsführer Hideo Nakamura.

Top-sellers

Bestseller: Windlichter mit komplexen geometrischen Mustern – jedes davon ein Unikat.

Jewelry

Die edlen Designerstücke verschönern nicht nur Innenräume, sie unterstützen auch den Trend zu mehr Nachhaltigkeit.

Scherenschnitte und Modeschmuck

UEKI Steel Material vertreibt die innovativen Accessoires unter der eigens gegründeten Marke „maasa“. Aus Stahlplatten fertigt der Familienbetrieb Kerzenuntersetzer, aus Rohren entstehen schmucke Lichtabdeckungen – sie zählen aktuell zu den Bestsellern. Jedes Stück gibt es genau einmal und jeder Kunde geht garantiert mit einem Unikat nach Hause. Das hat seinen Preis, der aber gerechtfertigt ist. Die Erfolgsgeschichte von „maasa“ geht weiter. Die Zusammenarbeit mit renommierten Scherenschnittkünstlern aus der Umgebung inspiriert das Team immer wieder aufs Neue zu ungewöhnlichen Interieur-Kreationen. „Wir haben zum Beispiel 0,35 Millimeter dünne Eisenstreben genutzt, um Windlichtabdeckungen zu produzieren, die es so noch nicht gegeben hat“, erzählt Yuko Ueki stolz. Im Sortiment findet sich nun auch edler Modeschmuck wie Halsketten und Ohrringe – alles ist mit der Laserschneidmaschine von TRUMPF gefertigt.

Zeichen stehen auf Expansion

Im Moment verkauft und liefert UEKI maasa-Produkte nur innerhalb Japans. Aber die Überlegung, den Vertrieb breiter aufzustellen, steht schon im Raum. Der Aufbau eines Online-Shops startet im Frühjahr 2023. „Wir wollen sowohl private Endkunden bedienen als auch im B2B-Bereich Fuß fassen und maasa bei Architekten und Designern bekannt machen“, gibt Yuko Ueki als Devise aus. Mehr noch: maasa soll zu einer international bekannten Marke avancieren und die Unikate sollen auch in anderen Ländern erhältlich sein. Die Erweiterung des Portfolios mit Elementen und Motiven der japanischen Kalligrafie ist fest geplant.

„Wir prüfen bereits, unsere Fertigungskapazitäten aufzustocken. Entweder kooperieren wir mit einem langjährigen Kunden, der ebenfalls Equipment von TRUMPF nutzt. Oder wir investieren selbst in eine weitere Laserschneidmaschine“, sagt CEO Yuko Ueki. Egal, zu welcher Entscheidung sie kommt: Technologie von TRUMPF wird ein wichtiger Wegbegleiter der Unternehmensexpansion sein.

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