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Ramona Hönl

Smart in Slowenien: Zwei Schwestern vernetzen die Fertigung

V om Ein-Mann-Betrieb zur Energie sparenden Smart Factory: Die beiden Schwestern Sintija und Tina Križnič haben die Firma ihres Vaters im Nordosten Sloweniens in ein neues Fertigungszeitalter geführt. Das Traditionsunternehmen Elpro Križnič betreibt jetzt eine digital vernetzte Produktion und ist für die Zukunft bestens aufgestellt. Neben der Digitalisierung spielt Nachhaltigkeit eine wichtige Rolle in der Unternehmensstrategie der Schwestern.

Die Vision einer voll vernetzten Smart Factory faszinierte Sintija Križnič schon länger. Konkrete Formen nahm die Idee im Jahr 2019 an. Damals besuchte die junge Geschäftsführerin, die englische Literatur studiert hat, die Smart Factory von TRUMPF in Chicago. „Das neue Zeitalter der Blechproduktion war für mich wortwörtlich zum Greifen nah – und ich wollte, dass Elpro daran Teil hat“, sagt Sintija Križnič. Stets zur Seite stand ihr bei diesem Vorhaben ihre jüngere Schwester Tina, mit der sie sich die Geschäftsführung von Elpro teilt.

Im Städtchen Slovenska Bistrica, rund 30 Kilometer südwestlich der Stadt Maribor, liegt der Firmensitz von Elpro Križnič. Gegründet 1989 als Ein-Mann-Elektrofachbetrieb, spezialisierte sich das Unternehmen zunächst auf die Installation von Schaltschränken und Verteilern. In den letzten 30 Jahren ist die Firma auf über 100 Mitarbeiter gewachsen. Ivo Križnič, Gründer des Unternehmens und Sintijas und Tinas Vater, ging 2016 in den Ruhestand. Seine Unternehmensphilosophie, mit der er Elpro aufgebaut hat, ist aber unverändert spürbar.

Gründung in der Garage

Die Anfänge von Elpro liegen in einer Garagenwerkstatt. Heute gilt die Firma in der Energiewirtschaft wie in der Blechbearbeitung als gefragter Partner, wenn es um qualitativ hochwertige Komplettlösungen geht. Auf dem Grundstück an der Tomažičeva ulica Nummer 18 steht eine Smart Factory mit 15.000 Quadratmetern Gesamtfläche. Modern ausgestattet, mit jeder Menge Zukunftstechnologien und dem größten STOPA-Lager in Südosteuropa. „Dieses neue Umfeld haben wir mit gewissenhafter Arbeit, Ausdauer und viel Fachwissen aufgebaut“, erklärt CEO Sintija Križnič. Gemeinsam mit ihrer jüngeren Schwester Tina, die sich um die Unternehmensfinanzen kümmert, fühlt sie sich diesen traditionellen Werten weiterhin verpflichtet.

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Vernetzte Fertigung: Gründer Ivo Križnič und seine Töchter Tina und Sintija (rechts) sehen das Familienunternehmen auf Kurs. „Wir sind Teil des digitalen Zeitalters.“

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Gefragter Partner: Der Name Elpro Križnič steht für hochwertige Komplettlösungen, in der Blechbearbeitung wie in der Energiewirtschaft.

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Schweißen, stanzen, biegen: TRUMPF Maschinen sorgen bei Elpro für höchste Teilequalität, Produktivität und Flexibilität.

Faszination Familienunternehmen

Der Weg an die Spitze des Industrieunternehmens war den jungen Frauen nicht direkt vorgezeichnet. Als Sintija an der Universität Maribor studierte, spielten Mittel- und Niederspannungssysteme in Smart Grids oder CNC-gesteuertes Laserschneiden, Biegen und Stanzen in ihrem Leben kaum eine Rolle. Doch sie erlebte die Expansion des Familienunternehmens hautnah mit, spürte die Faszination, die mit dem Wachstum und der Diversifizierung des Portfolios Hand in Hand gingen. Sintija blieb an der Uni Maribor, wechselte aber den Studiengang und schloss 2016 mit einem Master of Business Administration ab.

USA-Reise als „Heureka“-Moment

Dann ging es Schlag auf Schlag. Mitte 2019 plante Elpro den Bau einer neuen Produktionshalle, zur gleichen Zeit besuchte Sintija das TRUMPF Technologiezentrum in Chicago. Dort arbeiten Menschen, Maschinen, Automatisierung und Software perfekt zusammen und Blechbearbeiter können vernetzte Fertigungslösungen in einem realistischen Umfeld erleben. Nach ihrer Rückkehr aus den USA schaffte die junge Geschäftsführerin die Grundlagen, in Slovenska Bistrica eine digital vernetzte Fertigung aufzubauen. „Auf der Reise wurde mir klar, dass die digitale Vernetzung, über die schon länger gesprochen wurde, bereits da ist. Ich sah mit eigenen Augen, welche Fortschritte es in diesem Umfeld gibt, wie intelligent Maschinen und Systeme mit automatisierten Lagern zusammen-arbeiten können und welche Vorteile damit verbunden sind“, erinnert sich die CEO.

Vernetzte Fertigung angelaufen

Anfang 2022 nahmen die beiden Geschäftsbereiche EK Metal und EK Electric in der Smart Factory von Elpro die Produktion auf. Täglich verlässt seither eine breite Palette an Elektrokomponenten und Schaltschränken die Fabrik. Gleichzeitig lasten den Hightech-Maschinenpark Aufträge nach dem Job-Shop-Prinzip aus. Schweißen, stanzen, biegen – zwei TruLaser 5030 fiber, eine TruPunch 3000 und eine TruPunch 5000 sowie die TruBend-Modelle 5170 und 7050 sorgen für Präzision, hohe Teilequalität sowie schnelle Durchlaufzeiten. Ein LiftMaster Compact übernimmt das automatische Be- und Entladen der Blechtafeln.

Größtes STOPA-Lager in Südosteuropa

Eine TruMatic 7000 kombiniert die Vorteile der Stanz- und Laserbearbeitung besonders wirtschaftlich, die Biegezelle TruBend Cell 5000 hebt Programmierung und Winkelmessung auf ein neues Niveau. Diese und weitere Maschinen sind seit 2022 an ein automatisiertes STOPA-Lager angebunden. Es dient Elpro nicht nur als Materialspeicher, sondern übernimmt zudem die umfangreichen Aufgaben eines Logistikzentrums. Die Anlage ist rund um die Uhr produktiv und versorgt die Fertigung der neuen Smart Factory mit allem, was die Blechfertigung braucht.

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Kein Stillstand: Mehr Produktvarianten und kürzere Auftragszeiten erfordern immer wieder neue Automatisierungslösungen, um zukunftsfähig zu bleiben.

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Smart Factory: Der Anlauf der neuen Maschinen in Slovenska Bistrica war eine Sache, die frische Denkweise auf dem Shopfloor eine andere. Die Produktionsphilosophie, die hinter der Vernetzte Fertigung steht, muss von allen Mitarbeitenden tagtäglich gelebt werden.

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Nachhaltige Entwicklung: Solarzellen auf dem Fabrikdach speisen die Ladesäulen der Firmenflotte.

Abläufe haben sich eingespielt

Die technische Implementierung verlangte dem gesamten Elpro-Team viel ab, auch das gehört zur Geschichte. Im Management wie in der Fertigungshalle war frisches Denken gefragt. Die Produktionsphilosophie, die hinter der digitalen Vernetzung steht, mussten alle Mitarbeiter verstehen, Schritt für Schritt umsetzen und letztlich auch leben. „Das kostete Kraft und Ausdauer“, sagt Sintija Križnič. Inzwischen aber haben sich die neuen Prozesse eingespielt und laufen stabil. Davon haben sich viele Kunden bei Besuchen vor Ort bereits überzeugt. Križnič: „Es war eine großartige Teamleistung, das System in der Praxis umzusetzen. Wir sind stolz auf das Erreichte und glücklich, dass wir den nächsten Digitalisierungsschritt bei Elpro gemeistert haben.“

Nachhaltige Entwicklung

Der Bau der Smart Factory steigerte nicht nur die betriebliche Effizienz. Das neue Gebäude führte auch zu mehr Nachhaltigkeit des Unternehmens. Aus einer Fotovoltaikanlage mit 750 Kilowattpeak gewinnt Elpro einen Großteil seiner Energie, als Zwischenspeicher dienen Batterien. Die Firmenflotte besteht aus Elektro­autos, Mitarbeiter können die Ladestationen auf dem Gelände kostenfrei nutzen. Außerdem verbraucht das Unternehmen Frisch­wasser und andere natürliche Ressourcen äußerst umsichtig. Von den anhaltenden globalen Krisen und ihren Auswirkungen lässt sich Elpro Križnič nicht ins Bockshorn jagen. Im Gegenteil: „Wir ­blicken weiterhin mit Zuversicht nach vorn“, sagt Sintija Križnič. „2089 will Elpro sein hundertjähriges Bestehen feiern – so wie die Firma TRUMPF in diesem Jahr.“

Erstellt am 23.11.2023
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